IWL - Pitty: Ostdeutscher IWL-Roller mit einzigartigem Design und Geschichte


Der IWL Pitty war ein ostdeutscher Motorroller, der ab 1955 produziert wurde. Mit seinem markanten Design, der robusten Konstruktion und dem MZ-Motor bot er trotz einiger Leistungseinschränkungen und Komfortprobleme ein einzigartiges Fahrerlebnis.
Schade VEB
Deutschland
1955
Industriewerke Ludwigsfelde (IWL) war ein bedeutender Hersteller von Motorrollern in der ehemaligen DDR mit Sitz in Ludwigsfelde, südlich von Berlin.
Motorroller waren in Italien und in Westdeutschland nach 1950 sehr beliebt. Auch in Ostdeutschland war man sich dieses Trends bewusst. Allerdings waren in Italien oder Westdeutschland produzierte Motorroller in Ostdeutschland nur schwer oder gar nicht zu bekommen. Die Staats- und Parteiführung lehnte die Produktion von ostdeutschen Motorrollern zunächst ab. Aber nach dem Aufstand von 1953 beschlossen sie schließlich, die Produktion zu unterstützen.
1955 stellte der VEB Industriewerke Ludwigsfelde sein erstes Serienmodell vor, den Pitty, der für 2.300 Mark verkauft wurde. Der Pitty hatte ein innovatives Design mit einer Vorderradaufhängung und einer hydraulisch gedämpften Schwingenaufhängung, an der der Motor und das Getriebe montiert waren. Der Bug und die flache Bodenplatte sehen verdächtig nach dem Bastert Einspurwagen aus (vielleicht von dem nicht mehr existierenden Prototyp, aber letzteres ist nicht bewiesen). Im Gegensatz zu den beliebten italienischen Motorrollern, wie z. B. der Vespa, war der Motor beim Pitty vor dem Hinterrad angebracht, was zu einem längeren Radstand und einem stabileren Fahrverhalten führte.
Um den luftgekühlten MZ-Motor auf der richtigen Temperatur zu halten, wurde ein Kühlgebläse eingebaut, das aber die ohnehin bescheidene Leistung von 5 PS weiter einschränkte. Außerdem brachte die große Verkleidung zusätzliches Gewicht. Mit 139 Kilogramm war die Pitty für ihre Klasse relativ schwer, was ihrer Leistung nicht zuträglich war. Obwohl IWL eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h angab, wurde diese in der Praxis nur selten erreicht.
Nach seiner Einführung wurde der Pitty von der ostdeutschen Zeitschrift Der deutsche Straßenverkehrdie IWL ein umfangreiches Feedback lieferten. Die Kunden kritisierten auch einige Aspekte, wie den harten Zweisitzersitz und das Fehlen eines Lenkradschlosses. Die einzige Diebstahlsicherung war ein abschließbares Ventil am Kraftstoffhahn, das als unzureichend empfunden wurde.
IWL nahm die Kritik ernst und begann bald mit der Entwicklung eines Nachfolgers. So blieb der Pitty nur etwas mehr als ein Jahr in Produktion. In dieser kurzen Zeit wurden insgesamt 11.293 Stück produziert. Trotz seiner Einschränkungen war der Pitty ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der ostdeutschen Motorroller und legte den Grundstein für spätere Modelle.